Sommerempfang der Mittelstandsunion Bayern
Im Schloss Isarau in Aholming

Bild: MU Bayern
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MU-Bezirksversammlung 2022
Peter Erl als Vorsitzender bestätigt

Landesversammlung der MU Bayern
Vier Niederbayern in den Landesvorstand gewählt

Auf Landesebene aktiv
Mittelstandsunion Niederbayern als kompetenter Partner regionaler Mittelständler

Der digitale Wunschzettel der Region

Waldkirchen. Die bayerische Staatsregierung geht mit einem 10-Punkte-Plan in die Digitalisierungsoffensive: 1,5 Milliarden Euro will der Freistaat unter anderem in den Ausbau des schnellen Internets investieren. 300 Millionen Euro sind zum Beispiel für ein Zentrum "Digitalisierung.Bayern" eingeplant. Mit 200 Millionen Euro werden neue digitale Gründerzentren finanziert. Damit auch die Region ihre Anliegen bei der Ausgestaltung des zukunftsweisenden Konjunkturprogramms einbringen kann, hat der Kreisverband der Wirtschaftsunion Unternehmer sowie Vertreter von Bildung, Tourismus und Gesundheit zu einem "Wirtschaftsdialog" mit den Landtagsabgeordneten Max Gibis und Prof. Gerhard Waschler ins Waldkirchner Bürgerhaus eingeladen.

"Das Thema Digitalisierung wird oftmals nur mit dem Ausbau der Infrastruktur, dem Breitband, gleichgesetzt, dabei gibt es viel mehr an Möglichkeiten", sagte Mittelstandsunion-Kreisvorsitzender Max Ertl bei der Begrüßung. Zum Beispiel digitalisierte Produktion in einer Fabrik, vernetzte Mobilität oder digitale Gesundheitsversorgung.

Die beiden Abgeordneten ermutigten die Anwesenden, ihre Anliegen zu schildern. "Sagen Sie uns, wo es Ihrer Meinung nach hakt, geben sie uns kritische und konstruktive Anregungen", sagte Waschler. "Wir werden Ihre Wünsche in München vortragen", ergänzte Kollege Gibis.

Und Dr. David Hoeflmayr, Vorstandsvorsitzender der Thomas Krenn AG, einem bekannten Serverversand mit Sitz in Freyung, hätte da schon ein Anliegen, das Gehör finden sollte in den Ministerien der Landeshauptstadt. "Kleine und mittlere Unternehmen haben ein Problem mit der öffentlichen Beschaffung in Bayern." Mindestens 98 Prozent der Server in Behörden und öffentlichen Einrichtungen würden von ausländischen Großkonzernen geliefert. Ein Grund dafür sei die Ausschreibung, die mittelständische Unternehmen benachteilige. Zwar seien Produkte von Branchenriesen in der Anschaffung oft günstiger, bei den Lebenszykluskosten seien dann allerdings viele kleine und mittlere Unternehmen gut aufgestellt. Unterm Strich seien Billigprodukte somit über einen längeren Zeitraum sogar teurer.

Bedenklich ist nach Ansicht des Unternehmers auch die "digitale Überforderung" von Mitarbeitern, die verschiedene, sich ständig verändernde Systeme benutzen müssten. Auch die "Internetsucht" bereitet Dr. Hoeflmayr Sorge – bei beiden Punkten gebe es Handlungsbedarf für die Politik.

Als brisant wird das Thema "Cybermobbing", die Schikane im Internet, in den Schulen des Landkreises bewertet, berichtet Schulamtsdirektor Werner Grabl. Bei Fortbildungen gemeinsam mit der Kriminalpolizei seien Lehrer bereits für die Problematik sensibilisiert worden. Ein vermerktes Augenmerk auf diese Gefahrenquelle sei durch den Staat nötig.

Der Umstieg vom Analogen zum Digitalen bereitet nach Angaben des Sparkassen-Chefs Stefan Proßer so manchem Betrieb Probleme.

Die Ankündigung der beiden Abgeordneten, sich für ein Gründerzentrum für Internet und digitale Medien in Niederbayern einsetzen zu wollen, griffen Dr. Diane Ahrens und Dr. Wolfgang Dorner von den Technologie-Campi Grafenau bzw. Freyung auf. In der ländlichen Region sei in diesem Zusammenhang ein dezentrales System mit kleinen Einheiten empfehlenswert, die gut vernetzt sind. Der Landkreis könne sich dabei zum Beispiel als Vorreiterregion in Sachen "open data" positionieren – der freien Verfügbar- und Nutzbarkeit von meist öffentlichen Daten im Netz."Unser Problem ist nach wie vor die Infrastruktur", sagte Ralph Heinrich, Wirtschaftsreferent des Landratsamtes. Die Digitalisierungsoffensive sei aller Ehren wert, doch andere Länder seien in diesem Zusammenhang schon deutlich weiter. Wichtig sei neben dem flächendeckenden Breitbandausbau auch eine gute WLAN- und Mobilfunkabdeckung. "Wir brauchen nicht nur Kabel, sondern auch Saft dahinter", ergänzte IHK-Gremiumsvorsitzender Alois Atzinger. Die flächendeckende Breitbandversorgung stocke "oft noch auf den letzten Metern".

Existenzgründerberater Michael Hasenberger regte an, dass auch Praktiker aus der Wirtschaft eingebunden werden sollen bei der Digitalisierungsoffensive, nicht nur IT-Fachleute. "Sie bringen die Ideen ein." Zudem seien die Hürden für Existenzgründer, um an Wagniskapital zu gelangen, oftmals zu hoch, auch hier gelte es anzusetzen.

Am Ende der Diskussion bedankten sich die beiden Landtagsabgeordneten für die Beiträge und versprachen, ihre Wünsche im Landtag und in den Ministerien mit Nachdruck vorzutragen. "Manche Bretter sind sehr, sehr dick, aber mit ihrer Hilfe werden wir sie durchbohren", versprach Prof. Waschler.

(Bild und Text: Christoph Seidl, veröffentlicht in der Passauer Neuen Presse vom 22.09.15)

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